(12-20) 2020 brachte eine Zäsur. Vielleicht wird „BC“ in Zukunft auch als „Before Corona“ gelesen. Über Nacht haben ganze Unternehmen ihre Arbeit von Büros in Homeoffices verlagert. Im Bereich der Dienstleistungen wie bei Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen vollzog sich der Wandel erstaunlich schnell.
Auch im technischen Bereich hat das Corona-Jahr bestehende Entwicklungen und Trends beschleunigt und verstärkt. Digitale Videokonferenzen waren in der Vergangenheit vielen Anwälten, wenn es nicht im Kontext großer Transaktionen oder standortübergreifender Besprechungen der eigenen Praxisgruppen unbedingt sein musste, recht schwierig zu vermitteln. Telefonieren ging doch auch. Inzwischen gibt es kaum Berufsträger, die nicht alle gängigen Plattformen von BlueJeans und GoToMeeting bis zu Micosoft Teams, Veeting, Whereby und Zoom durchprobiert haben.
Das theoretisch auch schon vorher mögliche Homeoffice, im Deutschland der Merkel-Ära teilweise noch als „Heimarbeit“ mit Vokabeln der letzten industriellen Revolution bedacht, wurde plötzlich zur Norm. Heimarbeit und Videoschalten. Dabei ist der Begriff Homeoffice selbst keine PR-technische Meisterleistung. Er unterschlägt, was wirklich stattfindet.
„Work From Home“ ist ein schreckliches Branding, weil es die grundlegende Freiheit, die mit diesem neuen Modus einhergeht, nicht kommuniziert.
Es geht nicht darum, uns weiter in unseren Häusern einzusperren – es geht darum, uns zu ermöglichen, genau dort zu denken und zu arbeiten, wo wir persönlich am produktivsten sind. Ja, auch wir bei Yaloya Club wissen, dass die meisten von uns aufgrund von COVID-19 in ihren bescheidenen Behausungen räumllich beschränkt sind. Diese Momentaufnahme verstellt allerdings den Blick auf das eigentlich Spannende .
Langfristig gesehen besteht der Sinn der Flexibilität, die „Work From Home“ bietet, gerade darin, dass man von überall aus arbeiten kann.
Das kann Ihr Zuhause sein – aber genauso gut kann es ein Café sein, das Krankenhaus, in dem ein krankes Familienmitglied liegt, ein Strand, das Haus eines Freundes, ein Hotel. Der Sinn der Flexibilität besteht darin, unsere Zeitpläne und den damit verbundenen Stress loszulösen und unsere Arbeit dort stattfinden zu lassen, wo wir sie wollen. Präsenzkultur um der Präsenz willen dürfte damit in Dienstleistungsberufen ein Auslaufmodell sein.
Viele von uns werden sich dafür entscheiden, von zu Hause aus zu arbeiten, und viele von uns werden gewohnheitsmäßig jeden Tag in dieselbe Arbeitsumgebung zurückkehren, auch wenn es nicht unser Zuhause ist. Das ist auch gut so. Flexibilität bedeutet nicht, dass wir ständig alles umstellen müssen. Es bedeutet, dass wir die Dinge ändern können, wenn wir es wollen und brauchen. In jeder Krise liegt eine Chance. Der Wechsel im Mindset beim Arbeiten im 21. Jahrhundert war längst überfällig.